Michael Henker Boeken






Dem „Phänomen Coburg in Bayern und Europa“ spürte die Landesausstellung von 1997 auf der Veste Coburg nach. Am besten lässt es sich anhand einer historischen Fotografie vom April 1894 erklären: Der Herzoglich Sachsen-Coburg und Gothaische Hoffotograf Uhlenhuth bannte dreißig Gäste aufs Bild, die sich anlässlich der Hochzeit des Großherzogs von Hessen mit Prinzessin Victoria Melita, Tochter des Coburger Herzogs Alfred und dessen Frau Marie, versammelt hatten. Unter den Dargestellten waren Angehörige der Häuser Battenberg, Hessen, Belgien, Sachsen-Coburg-Kohary, Larne, Connaught, Meiningen, Rumänien, Preußen, Russland, Großbritannien sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Sie alle – Kaiser, Großfürsten, Kronprinzen, Herzöge, Fürsten, Prinzen - hatten, bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Herkunftsländer eines gemeinsam: Sie alle waren Angehörige oder enge Verwandte des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha. Im Zentrum der Aufnahme saß die 75-jähige „Großmutter“ Europas, Königin Victoria von Großbritannien. Den vielfältigen Verbindungen dieses Herrscherhauses, dem adligen Lebensstil der Zeit – mit den Stichworten Neugotik, Wohnkultur, Sammlertätigkeit – wird hier nachgegangen.
Dem bayerischen Fürstentum Pfalz-Neuburg wurde kurioserweise gleich dreimal Reformation und Gegenreformation aufgezwungen. Pfalzgraf Ottheinrich führte 1543 den evangelischen Glauben ein, Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm kehrte 1617 zur katholischen Kirche zurück. Beide Glaubenswechsel wurden durch Krieg und Besatzung noch einmal rückgängig gemacht, bevor sie sich durchSetzten. Waren für diese Konversionen religiöse oder politische Motive entscheidend? Die Neuburger Wittelsbacher bewegten sich im Spannungsfeld zwischen Kurpfalz und Bayern, zwischen protestantischer Union und katholischer Liga. Wichtigstes Ziel war die Erbschaft der strategisch bedeutenden Herzogtümer Jülich-Berg am Niederrhein, wodurch die Pfalzgrafen in europäische Machtkämpfe gerieten. Von diesem Ringen um Macht und ‚wahren Glauben‘ zeugen bedeutende Schriften und Kunstgegenstände, sowie herausragende Bauwerke: Die Neuburger Schlosskapelle ist der erste protestantisch gestaltete Kirchenraum überhaupt. Die benachbarte Hofkirche wurde als evangelischer Gegenentwurf zur Münchner St. Michaelskirche begonnen, jedoch katholisch vollendet und den Jesuiten übergeben.
Die Inventarisation ist eine der grundlegenden Aufgaben innerhalb der Museumsarbeit: Sie dokumentiert Herkunft und Erwerb der Sammlungsstücke, stellt Informationen sowie Forschungsergebnisse zusammen und bietet einen Überblick über die Bestände. Sie geht einher mit der bildlichen Erfassung des Museumsgutes und der ebenso dauerhaften wie reversiblen Kennzeichnung der Objekte. Die EDV-gestützte Inventarisation hat inzwischen die konventionellen, hand- oder maschinenschriftlichen Einträge auf Inventarblättern in weiten Bereichen abgelöst. Der Band befasst sich als handliche Arbeitshilfe mit den wichtigsten Fragestellungen und Arbeitschritten der Inventarisation im Museum. Einen zentralen Abschnitt nimmt dabei die eigentliche Erstellung des wissenschaftlichen Inventars ein. Im Blickpunkt stehen dabei die diversen Möglichkeiten, mit Hilfe spezieller Computersoftware die Sammlungen mit wesentlich erweiterten Möglichkeiten leicht wiederauffindbar und v. a. auch mit anderen Sammlungen vergleichbar festzuhalten.
Hrsg. Henker, Michael ; Dünninger, Eberhard ; Brockhoff, Evamaria ( Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, 20;90). 212 tls. farb. Abb. 336 S.
Bollwerk der Freiheit
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Dieses Heft begleitet die Wanderausstellung „Bollwerk der Freiheit: 60 Jahre Bayerische Verfassung / 60 Jahre Bayerischer Landtag“, die vom Haus der Bayerischen Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Landtagsamt konzipiert wurde. Es knüpft an frühere Projekte des Hauses an, darunter eine Internetplattform zur Geschichte des Bayerischen Parlaments und das Heft „Auf dem Weg zum Grundgesetz“. Die Wanderausstellung „Angesichts des Trümmerfeldes …“ zum 40. Jahrestag der Bayerischen Verfassung und die Ausstellung zur „Integration der Flüchtlinge in Bayern“ sind ebenfalls Teil dieser Reihe. Am 1. Dezember 1946 wurde die Bayerische Verfassung durch einen Volksentscheid angenommen, und es fanden die ersten Wahlen zum Landtag nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Die amerikanische Militärregierung hatte den Weg für den demokratischen Wiederaufbau geebnet, dessen Fundament die bis heute gültige Verfassung bildet. Die ersten Worte der Verfassung erinnern an das „Trümmerfeld“, das durch eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott und Gewissen entstanden ist. Dieses „Trümmerfeld“ umfasst nicht nur die zerstörten Städte, sondern auch das geistige und moralische Vakuum des Nationalsozialismus. Die Ausstellung und dieses Heft zielen darauf ab, die Bedeutung unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung ins Bewusstsein zu rufen.
Bavaria, Germania, Europa - Geschichte auf bayerisch
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Die vom Haus der Bayerischen Geschichte in Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Regensburg veranstaltete Bayerische Landesausstellung 2000 mit dem Titel „Bavaria. Germania. Europa. Geschichte auf Bayerisch“, die vom 18. Mai bis zum 29. Oktober 2000 im Historischen Museum der Stadt Regensburg und im Alten Rathaus gezeigt wird, fragt nach 2015 Jahren „Geschichte auf Bayerisch“. Gibt es eine bayerische Geschichte, die die Uhren anders gehen ließ? Welche Eigenheiten und besonderen Selbstverständnisse haben sich entwickelt, welche Traditionen und Ereignisse wurden bestimmend für bayerische Charakteristika? Jenseits krachlederner Klischees geht die Landesausstellung im Milleniumsjahr der Besonderheit der bayerischen Geschichte nach und zeigt kostbare, kuriose und anrührende Gegenstände, die an erlebte und erlittene Geschichte erinnern. Die Europäische Einigung wird die Zukunft Bayerns stark bestimmen. Und weil Bayern sich als ein besonderer Teil Europas und Deutschlands versteht, will es eine unterscheidbare Region Europas bleiben und an einer politischen Ordnung mitwirken, die „Bayerisches“ in größter Vielfalt bestehen lässt. Bayern war ein Kernland der europäischen Friedensordnung des sogenannten „Alten Reiches“. Es gibt wohl in ganz Bayern keinen Ort, an dem dies deutlicher wird als in den Räumen des Regensburger Alten Rathauses. Über Jahrhunderte hatten sich hier die Reichstage des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation zusammengefunden. Heute noch erinnern die seither kaum veränderten Säle und Tagungsräume an den Gesandtenkongress des „Immerwährenden Reichstages“, der fast ununterbrochen von 1663 bis 1806 hier tagte - eine zugleich deutsche und europäische Institution und ein zentrales Denkmal bayerischer, deutscher und europäischer Geschichte. Die Bayerische Landesausstellung 2000 zeigt die Parallelen und Unterschiede zwischen der heutigen Europäischen Union und dem 1806 in den Stürmen der napoleonischen Kriege untergegangenen Reich - 2015 Jahre Geschichte auf Bayerisch, neu durchgesehen: eine spannende Reise von Bayern über Deutschland nach Europa. Das reich bebilderte Katalogbuch enthält vier einleitende Aufsätze namhafter Historiker: Maximilian Lanzinner, Passau, beschäftigt sich mit Ausdehnung und innerer Struktur des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Hans-Jürgen Becker, Regensburg, gibt einen Überblick über die Verfassungsentwicklung von der reichsständischen Organisation bis zum modernen europäischen Rechtsstaat mit dem Schwerpunkt auf der ständischen, föderalen und religionspolitischen Entwicklung. Peter Claus Hartmann, Mainz, handelt über Struktur und Aufgaben der Reichskreise, vor allem des Bayerischen, Schwäbischen und Fränkischen Reichskreises. Peter Schmid, Regensburg, schließlich beschäftigt sich mit dem Thema „Könige und Kaiser, Hoftage und Reichstage in Regensburg“. Diesem einleitenden Teil folgt der eigentliche Katalog, in dem rund 700 Ausstellungsobjekte von zahlreichen Fachhistorikern und Museumsleuten bearbeitet und in den Ausstellungskontext eingebettet werden.


