Gertraud Marinelli-König Boeken






Als erster Band der Forschungsreihe „Slavica in den Wiener Zeitschriften und Almanachen des Vormärz“ ging diesem der Band: „Rußland in den Wiener Zeitschriften und Almanachen des Vormärz“ (Wien, 1990) voraus. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die bibliographische Erfassung der Beiträge über Galizien, die Bukowina und das polnische Geistesleben insgesamt in den Wiener gelehrten Zeitschriften, Almanachen und Unterhaltungsblättern im Zeitraum 1805 bis 1848 in Form einer kritischen Bestandsaufnahme. Die Beiträge wurden chronologisch geordnet und nach den Themenbereichen: Literatur und Schrifttum - Sprachwissenschaften - Philosophie und Ästhetik - Geschichte - Bildungsinstitutionen - Kunst - Religion - Recht - Landeskunde - Politische Ökonomie - Naturwissenschaften und Mathematik, gegliedert. Das hiemit gesichtete Material erlaubt einen tieferen Einblick in das Spannungsverhältnis zwischen der Machtmetropole Wien und zwei entlegenen, nicht vor allzu langer Zeit erst dank der Großmachtstellung erworbenen, rückständigen, nunmehr dem „milden Szepter“ untertan sein dürfenden Provinzen. Die Studie zeigt auch, welche Anstalten zu machen man sich veranlaßt fand, um Galizien und die Bukowina zu kultivieren und welche Nachrichten über das polnische Erbe und das kulturelle und geistige Leben der dreigeteilten Nation man den Lesern der streng zensurierten Wiener Unterhaltungsblätter und gelehrten Organe zukommen ließ. „Entdeckt“ wurde andererseits das Ruthenentum. Das Werk ist gedacht als ein Beitrag zur Erforschung der gemeinsamen polnisch-ukrainisch-österreichischen Geschichte.
Das Wiener-Vormärz-Slavica-Projekt hat sich der Auswertung von Materialien aus Unterhaltungsblättern und gelehrten Zeitschriften aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Wien gewidmet. Die kritische Bestandsaufnahme ist thematisch gegliedert. Der fünfte Band der Reihe umfasst vier Teile plus einen Registerband und behandelt die böhmischen Länder sowie deren kulturelle Verbindungen zu Wien. Teil IV erschließt die Themen „Religion“, „Recht“, „Landeskunde“, „Politische Ökonomie“ und „Naturwissenschaften und Mathematik“. Die Gesamtstaatsidee wird als mehrdimensionales, realpolitisches Instrumentarium betrachtet, das auf die nationalen Differenzierungstendenzen des „langen neunzehnten Jahrhunderts“ reagierte. Kultur wird als „Semiosphäre“ verstanden, in der Grenzen wahrgenommen, jedoch nicht als unüberbrückbar empfunden wurden. Diese Edition zeigt, wie trotz kultureller Überlappungen im Königreich Böhmen Differenzen verfestigt wurden. Gleichzeitig wird betont, dass die sprachlich unterschiedlichen Literaturen ein gemeinsames historisches und kulturelles Gedächtnis thematisieren konnten, das auf einer gemeinsamen Lebenswelt beruht.
"Neue Bienen fremder Literaturen"
Der literarische Transfer zwischen den slawischen Kulturen und dem deutschsprachigen Raum im Zeitalter der Weltliteratur (1770–1850)
Im Vorwort zum ersten Band seiner Zeitschrift beschrieb Friedrich Justin Bertuch die Vermittler als „Bienen fremder Literaturen“, die Sprachgrenzen überwinden und literarisches Neuland erschließen. Im achten Band der Reihe BBÖ wird der literarische Transfer zwischen Kulturen in der Habsburgermonarchie behandelt, insbesondere zwischen slawischen und deutschsprachigen Literaturen. Obwohl die slawischen Sprachen in dieser Zeit durch die dominante deutsche Kultur schwächer vertreten waren, waren die frühen Transfers von großer Bedeutung, da sie mit der romantischen Phase des nationalen Erwachens zusammenfielen. Die 18 Beiträge des Bandes beleuchten die Akteure und die oft widrigen Bedingungen, unter denen Werke aus dem Tschechischen, Slowenischen, Serbischen, Kroatischen und Polnischen auf den deutschsprachigen Markt gelangten. Zudem wird die Rolle der Ratgeberliteratur betrachtet, die, wie im Fall des slowakischen literarischen Feldes, beim Transfer „in die andere Richtung“ entscheidend war. In diesen Ländern bestehen bis heute die zur damaligen Zeit gegründeten ‚Matice‘, Einrichtungen zur Förderung der Buchveröffentlichung. Der Begriff ‚Matica‘ bedeutet ‚Bienenkönigin‘ und verweist auf die Analogie zwischen Bienenstock und sprachkultureller Gemeinschaft, deren Wirkung bis heute spürbar ist.
Das Wiener Vormärz-Slavica-Projekt am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften untersucht die „nichtpolitische“ Metternich’sche Presse und liefert dazu spezifische Auswertungen. Diese Publikation ist der dritte Teil des fünften Bandes einer komparatistischen Reihe, die sich mit den böhmischen Ländern in Wiener Zeitschriften und Almanachen des Vormärz (1805–1848) beschäftigt. Teil I (2011) und Teil II (2013) behandelten Belletristik, Pressewesen sowie Sprachwissenschaften und Philosophie. In Teil III wird das Material zu den Künsten systematisch erfasst, wobei die europaweiten Auftritte böhmischer Musiker und deren bedeutende Rolle an Wiener Bühnen hervorgehoben werden. Berichte über bildende Künste bieten Einblicke in das zeitgenössische Kunstgeschehen, das einen überwiegend transnationalen Trend zeigt. Notizen zu neuerrichteten Denkmälern verdeutlichen Bestrebungen, die habsburgische Macht im öffentlichen Raum zu festigen und Landespatriotismus sichtbar zu machen. Das Theaterleben wird durch die Leserschaft der Wiener Blätter, insbesondere der „Theaterzeitung“, dokumentiert, die über Aufführungen in Prag informiert war. Der Band erschließt somit reichhaltige Quellen zur Theater-, Musik- und Kunstgeschichte der Biedermeierzeit und trägt zur Pressegeschichte bei.
Zwischenräume der Migration
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Die globale Migration der Gegenwart führt zu Hybridität, transnationalen Biografien und auszuhandelnden Identitäten. Der Umgang mit diesen Phänomenen des »Zwischenraums« stellt die sozialwissenschaftlichen Disziplinen vor methodologische Herausforderungen. Lösungen hierfür finden sich vor allem in der aktuellen kulturwissenschaftlichen Debatte, die Begriffe und Konzepte bereitstellt, welche die kulturelle Dimension von Hybridisierungen aufzeigen und ihre Geschichtlichkeit betonen. Der transdisziplinäre Sammelband vereint unterschiedliche Zugänge zum Phänomen. Er zeigt, wie der »Zwischenraum« in methodologischer Hinsicht zum Gegenstand der Forschung werden kann.
Der vierte Band der Forschungsreihe erfasst chronologisch Beiträge über Nordungarn, die spätere Slowakei, und gliedert sie nach Themen wie Literatur, Sprachwissenschaften, Philosophie, Geschichte und mehr. Die Nachrichten zeigen Ungarn als multiethnischen Raum, als „Europa im Kleinen“ (J. Csaplovics, 1820). Anhand der rezensierten Schriften aus oberungarischen Verlagen wird deutlich, dass Autoren je nach Thema verschiedene Sprachen wählten, was die schwierige Entwicklung der slowakischen Schriftsprache verdeutlicht. Es gab zwei Kodifizierungsversuche: den frühen, erfolglosen des katholischen Geistlichen Anton Bernolák und den späteren, erfolgreichen des protestantischen Predigers L’udovít Štúr. Das Hauptinteresse der biedermeierlichen Unterhaltungsblätter galt dem Theater- und Musikgeschehen in der ehemaligen ungarischen Krönungsstadt Pozsony/Bratislava, die als eine der schönsten Provinzstädte der österreichischen Monarchie galt. Feudale Herrschaftsverhältnisse werden kaum thematisiert, jedoch häufen sich ab 1845 Berichte über Elend und Hungersnöte. Dieses Werk dient als Lesebuch, Nachschlagewerk und Quelle zur Erforschung österreichisch-slowakisch-ungarischer Beziehungen und kann auch als Paradigma für eine hybride vormoderne Kultur in einer zentraleuropäischen Gesellschaft gelesen werden.
Wien als Magnet?
Schriftsteller aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa über die Stadt
In diesem Buch wird den glückenden wie scheiternden Begegnungen von Schriftstellern aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa mit der Stadt Wien nachgegangen; den heute zu Vorurteilen erstarrten Wien-Bildern wird ihr jeweils ursprünglicher lebendiger Erfahrungskontext zurückzugewinnen versucht; es werden jene urbanen sozialen und psychologischen Unterströmungen und Verhältnisse, die aus dem kanonisierten, euphemistischen Selbstbild Wiens und der Wiener programmatisch ausgeblendet scheinen, beleuchtet. In den Beiträgen wurden belletristische, autobiographische und epistolarische Texte, in denen sich Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus dem osteuropäischen Kulturraum mit Wien auseinandergesetzt und die Stadt als Gegenstand persönlicher oder vermittelter Rezeption sowie als Stoff und Folie literarischer Gestaltungen dargestellt haben, als Quellen herangezogen. Die an diesem Sammelband beteiligten österreichischen und russischen LiteraturwissenschaftlerInnen intendierten, eine kulturhistorische Ergänzung des Wien-Bildes aus der Sicht der anderen zu erarbeiten und hoffen, damit einen wesentlichen Beitrag zur Beziehungsforschung geleistet zu haben.