Strukturen von Öffentlichkeit im Handeln der katholischen Kirche

Der sozial- und rechtswissenschaftliche Begriff der Öffentlichkeit spielt eine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen Kommunikation und hat auch im kirchlichen Sprachgebrauch an Bedeutung gewonnen. Die Kirche bemüht sich, ihre Botschaft und ihre Rolle als gesellschaftliche Institution in der Öffentlichkeit zu behaupten und nicht in die Privatsphäre gedrängt zu werden. Diese Arbeit erörtert die juristisch relevante Bedeutung von Öffentlichkeit und untersucht deren präzise Erfassung im Verfassungsrecht der katholischen Kirche. Zunächst werden die verschiedenen Dimensionen des modernen Öffentlichkeitsbegriffs betrachtet und aus rechtshistorischer Perspektive analysiert, wie dieser Begriff in das kirchliche Recht integriert wurde. Anschließend werden die Grundlagen des öffentlichen Wirkens der Kirche in der Theologie des II. Vaticanums aufgezeigt, gefolgt von einer Diskussion über die Ausgestaltung und Umsetzung des politisch-sozialen Öffentlichkeitsauftrags der Kirche. Im weiteren Verlauf wird das Verständnis von Öffentlichkeit in den Rechtsbestimmungen des CIC von 1983 analysiert. Dabei wird das Handeln im Namen Jesu Christi und/oder der Kirche charakterisiert, das sich vom bloß privaten Handeln der Gläubigen unterscheidet und entsprechend dem spezifischen Apostolat der jeweiligen Träger der kirchlichen Sendung strukturiert werden kann.